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CCC: Volldampf voraus

CHAOS COMPUTER CLUB: "UMWELTSCHUTZBEWEGUNG FÜR DAS INTERNET"

Volldampf voraus!

Wiederum fand gegen Ende des Jahres eine weitere Ausgabe des Chaos Communication Congresses des Chaos Computer Clubs statt. Bei der mittlerweile 24ten Ausgabe der "europäischen Hackerparty", wurden unter dem Motto "Volldampf voraus!" verschiedene Bereiche der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung diskutiert. In ihrem Vortrag auf einer der Veranstaltungen betonte die Kulturwissenschaftlerin Meike Richter, dass das Internet, wie wir es kennen, in Gefahr sei und forderte eine "Umweltschutzbewegung für das Internet".

indymedia - Meike Richter forderte auf dem Congress die versammelten Hacker und Aktivisten verschiedenster Netzkulturen auf, eine Art "Umweltschutzbewegung für das Internet" zu formieren, um gemeinsam politisch mehr bewegen zu können. In ihrem Vortrag "Digital Sustainability - Scarcity is Entering the Net" (Digitale Nachhaltigkeit - die Knappheit hält Einzug in das Netz) betonte die Kulturwissenschaftlerin, dass das Internet, wie wir es kennen, in Gefahr sei. Die alte These, dass im Internet Platz für jede Person, jede Aktivität und jede Meinung sei, hält sie für einen Mythos, der sich derzeit dem Ende neige.

So genannte "geistige Eigentumsrechte " wie Copyright, Softwarepatente und Abmahnwellen bedrohen das Internet, wie wir es kennen. Im Internet gibt es bisher keine Knappheiten, eine einzige Kopie reicht aus, um das ganze Internet zu befrieden. Doch die Content-Industrie führt das bisher nur in der "Fleischwelt", der realen Welt außerhalb des Cyberspace, bekannte Konzept der Knappheit mit repressiven Maßnahmen zunehmend auch im Internet ein, um ihr antiquiertes Geschäftsmodell zu retten.

Ein weiteres Hindernis zu einer freien und offenen Welt sieht Richter in der zunehmenden, mit technischen Mitteln geführten Überwachung, ebenfalls ein wichtiges Thema auf dem Congress.

In Europa noch ziemlich unbekannt aber zunehmend wichtiger ist die in den USA bereits breit geführte Debatte zur so genannten "Netzneutralität ", die zunehmend von großen Telekommunikationsanbietern in Frage gestellt wird. Die Telcos wollen je nach Inhalt der von ihnen transportierten Daten verschieden bezahlt werden, was eine Filterung nach Inhalten, und damit höchstwahrscheinlich nach kommerzieller Verwertbarkeit zur Folge hat. Diese Diskriminierung bezeichnete Richter als "Wegelagerung ".

Zu all diesen Themen existieren diverse aktivistische Gruppen und Initiativen, die politische Arbeit in der Breite von Basisgruppen bis zu professionellen NGOs leisten. Die Referentin beklagte jedoch, dass diese Vereinigungen oft isoliert sind und nicht über Ihren Horizont hinaus kommen. Ihre einzige Gemeinsamkeit ist jedoch, dass viele davon sich im Netz organisieren.

Richter zog eine Parallele zu Umweltschutzinitiativen in den USA in den 1950er Jahren, die ebenfalls alle kleine Themen wie Wasserverschmutzung und Luftverschmutzung bearbeiteten. Beachtet und dadurch erfolgreich wurden sie jedoch erst, als sie sich zusammen schlossen und die Umwelt als Ganzes ins Blickfeld nahmen.

Die freie Journalistin forderte deswegen eine neue Art Umweltschutzbewegung für das Internet. Netz-Aktivisten müssen sich organisieren und gemeinsam für ihre Rechte kämpfen. Diese These legte der Rechtsprofessor James Boyle bereits 1997 in seinem "Paper A Politics of Intellectual Property: Environmentalism For the Net?" dar.

Im Gespräch mit dem Publikum gab Richter zu, dass es der nicht-"nerdigen " Bevölkerung an Bewusstsein für Netzproblematiken mangelt, obwohl die digitale Welt in Zukunft immermehr Einfluss auf unsere alltäglichen Leben haben wird. Die Umweltbewegung hatte schockierende Bilder zur Hilfe, denn jeder versteht, dass das Töten von süssen Tieren schlecht sei. Das Internet hingegen "blutet nicht." Man brauche jedoch in Zukunft vergleichbare Negativ-Beispiele wie Daten-GAUs, die sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit einbrennen.

 

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Stand: 07. August 2008