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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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April03

Aus dem Inhalt
Marsch auf Rota

Entscheidungsfindung von unten

Herrschaftsbrillen und Streitkultur

Wo mensch sich auch umschaut ... fast wie ein
"Naturgesetz" durchziehen formale und informelle
Hierarchien bestehende Gruppen, Verbände,
Vernetzungen und Aktionen mit ihren Plena,
Informationsflüssen und Entscheidungsabläufen. Fast
alle Versuche, sie zu beseitigen oder zu überwinden,
enden nach kurzer Zeit erfolglos oder tauschen eine
Hierarchieform gegen die nächste. "Von unten" als
Prozess gleichberechtigter und autonomer Menschen
sowie gleichberechtigter, autonom agierender Gruppen
und Zusammenhängen findet nicht oder kaum statt.

Redaktion Umweltschutz von Unten - Nicht nur die Praxis fehlt, sondern auch die Theorie: Konkrete Ideen und Experimente, wie hierarchiefreie Entscheidungs- und Aktionsstrukturen aussehen können, werden kaum entwickelt und vorgeschlagen. Damit soll ein Ende sein - das war die Hoffnung, mit der diese Debatte vor zwei Jahren auf dem Januartreffen 02 losgetreten wurde. Ziel ist, eine Diskussion zur Aufdeckung von Dominanzverhältnissen und zur Entwicklung konkreter Vorschläge für deren Abbau zu entfachen. Sie soll im günstigsten Fall als dauernde Debatte bestehen bleiben, immer wieder Ideen und Versuche austauschen, reflektieren und weiterentwickeln. Die Zeiten quälender Plena, intransparenter Machtzirkel, der Neigung zu zentralen Strukturen oder Entscheidungen, der Stellvertretungspolitik in der Bewegung und des
dominanzbildenden Gegeneinanders sollen vorbei sein - stattdessen zählen ein horizontales, gleichberechtigtes Miteinander, die Dezentralisierung von Entscheidungen, das konsequente Ringen um Transparenz und gleichberechtigten Zugang zu Wissen und Ressourcen in politischen Zusammenhängen, aber auch die Effizienz von "Bewegung von unten".

Seit zwei Jahren wird in der offenen Arbeitsgruppe "HierachNIE" mit wechselnder Besetzung über Ziele, Ansätze und Möglichkeiten hierarchiefreier Gruppen- und Organisierungsprozesse nachgedacht und diskutiert. Hierarchische Verhältnisse sollen nicht nur in Frage gestellt, sondern auch mit alternativen Ansätzen konfrontiert werden ... an Stelle von Zentralen sollen Offene Plattformen treten, Treffen mit vorgegebenen Inhalten und den immer gleichen Workshop-CheckerInnen durch Open Space ersetzt werden. Selbstorganisation soll - so zumindest der Anspruch - mit Ideen und strategischen Konzepten ausgefüllt werden - an dieser Stelle sind auch
autonomanarchistische Zusammenhänge bislang sehr zurückhaltend. Mit langer Verzögerung erscheint nun ein erstes, "handfestes" Ergebnis der Arbeitsgruppe ... ein Reader - eine Sammlung von Texten zu Hierarchien, Dominanz und Eliten sowie Konzepten und Methoden, um selbige abzubauen zu Gunsten von gleichberechtigten und kreativen Gruppenprozessen. Teile davon, neu entstehende Texte und Diskussionsbeiträge sollen Stück für Stück in CONTRASTE veröffentlicht werden - immer jeweils mit einem bestimmten Fokus auf ein bis zwei Themen. Und der richtet sich in diesem ersten Schwerpunkt - zeitlich verzögert aufgrund Datenklau durch den Staatsschutz - auf zweierlei: Ein längerer Text will helfen, die "Herrschaftsbrille" aufzusetzen ... denn das Erkennen und Benennen von Herrschaft, Elitestrukturen und Zentralismus, was bei modern-subtilen Dominanzen gar nicht so einfach ist, ist Voraussetzung für deren Abwicklung. In weiteren Beiträgen werden die Möglichkeiten einer hierarchiefeindlichen Streitkultur beleuchtet - was sind Ziele, welche Hürden sind zu nehmen? Dabei bleibt es nicht nur bei theoretischen Appellen, denn mit "Fish Bowl" wird eine Methode präsentiert, die kreative Diskussion ohne zentrale Steuerung oder herausgehobene RednerInnen ganz praktisch erlebbar macht. Daneben werden Formen vorgestellt, die das direkte Austragen von Konflikten - insbesondere im persönlichen Bereich - fördern.

Wichtig bleibt: All das ist nur eine Momentaufnahme - das Wissen um bunte, hierarchiefreie und effiziente Gruppenprozesse ist insbesondere in Doitschland sehr schwach ausgeprägt, selbst der Protest fast immer "von oben" organisiert. Deshalb wird es Zeit, überall anzufangen, Hierarchien, Zentralen und informelle Eliten aufzudecken. Und vor allem, Experimente zu wagen, Hierarchien und Herrschaft auch im Binnenverhältnis abzubauen, das Leben unkontrolliert und vielfältiger zu machen - ob FreundInnenkreis, politische Gruppe, Netzwerk, Mega-Kongress oder Beziehung ... an jeder Stelle sind emanzipatorische Prozesse möglich und wichtig! Insofern sind die AutorInnen des Schwerpunkts auch sehr interessiert an der gemeinsamen Weiterentwicklung der ersten Ansätze, einer lebhaften Debatte und eines andauernden Lernprozesses. Schluss mit der Langeweile ... die hierarchischen Verhältnisse zum Tanzen bringen!

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 07. August 2008