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Antikriegskongress der BUKO

PFINGSTEN 2003 IN BREMEN: ANTIKRIEGSKONGRESS DER BUKO

Widerstand gegen die künftigen Kriege

Der Krieg gegen den Irak ist zu Ende. Von den Zigtausenden die dagegen auf die Strasse gegangen sind, ist nichts mehr zu sehen und zu hören. Doch nicht alle sind zur Tagesordnung übergangen. Mehr als 400 Antimilitaristen haben sich bei hochsommerlichen Temperaturen am Pfingstwochenende in der Bremer Hochschule für Technik und Sozialwesen zum "Internationalismuskongress gegen Krieg" getroffen.

Von Peter Nowak aus Bremen - Dieser Themenschwerpunkt wurde allerdings schon vor einem Jahr festgelegt, als der drohende Irakkrieg nur unter politischen Aktivisten ein Thema war. Dazu können die Kongressveranstalter und auch ein Großteil des Publikums auf jeden Fall gezählt werden. Schließlich wurde der Bremer Pfingstkongress von der Bundeskoordination Internationalismus (Buko) veranstaltet. Diesen Namen gab sich der bundesdeutsche Zusammenschluss verschiedener Internationalismusgruppen allerdings erst im letzten Jahr. Vorher stand das Kürzel Buko für den "Bundeskongress Entwicklungspolitischer Aktionsgruppen", der im letzten Jahr in Frankfurt/Main sein 25tes Bestehen gefeiert hat. Der mit über 800 Teilnehmern außergewöhnlich gut besuchte Jubiläumskongress im Jahr 2002 stellte auch eine Zäsur dar. Eine Öffnung zur übrigen Linken, "sei sie nun antikapitalistisch, undogmatisch, radikal oder bewusst internationalistisch", propagierte das langjährige Buko-Mitglied Thomas Seibert. Von einer Aufbruchsstimmung wurde gesprochen.

Davon konnte in Bremen nicht die Rede sein. Neben der im Vergleich zum Jubiläumskongress halbierten Teilnehmerzahl, wurde auch auf große Podiumsdiskussionen mit politischer Prominenz in diesem Jahr bewusst verzichtet. Der Schwerpunkt lag auf politischer Diskussion in Kleingruppen, die dann auf einem Großplenum zusammen geführt werden sollten. Dabei stand allerdings nicht die Verabschiedung von Resolutionen und die Planung unmittelbarer Aktionen, sondern die Klärung offener Fragen im Vordergrund. "Kann eine Kriegskritik ausreichen, wenn sie nicht mit den Verhältnissen hier verbunden wird? Wie kann eine radikale Antikriegspolitik weitergehen, als sich mit kurzfristigen Aktionen von einem Krieg zum Nächsten zu hangeln?" lauteten einige die Fragen. Die in den unterschiedlichen linken Strömungen zirkulierenden Parolen und die dahinter stehenden Konzepte wurden kritisch hinterfragt. Dem Motto der Friedensbewegung "Kein Blut für Öl" hatten linke Zivilgesellschafter und Bellizisten die Parolen "Fanta statt Fatwa" und "Zivilisation statt Barbarei" entgegen gesetzt. Dabei war unter den Konferenzteilnehmern eine klar Antikriegshaltung weitgehend Konsens, was eine kritische Haltung zur deutschen Friedensbewegung nicht ausschloss. Die unterschiedlichsten Ansätze, der Kongressteilnehmer wurden respektiert. 

Nur das Thema Israel - Palästina sorgte auf dem Abschlussplenum noch mal für Kontroversen. Einige Teilnehmer störten sich an Flugblättern, die zum Boykott israelischer Produkte aufriefen. Die dafür verantwortliche Gruppe erklärte sich gleich bereit, die inkriminierten Aufrufe beiseite zu legen. Allerdings wurde bemängelt, dass die Kritik erst im Plenum und nicht schon vorher in den Arbeitsgruppen geäußert wurde.

Insgesamt war positiv anzumerken, dass auf der Buko selbst kontroverse Fragen nicht im Stil von gegenseitigen Ausschluss und Denunziation geführt wurden, wie es leider sonst zu häufig üblich ist. Das lag sicherlich auch an dem Bemühen nicht nur die deutsche Sicht auf die Probleme der Welt zu präsentieren. In zahlreichen Arbeitsgruppen beschäftigten sich politische Flüchtlinge mit der Situation ihrer Heimatländer, von denen einige bald neue Kriegsschauplätze sein könnten.  Die Situation im Iran und den Philippinen durfte nicht fehlen. Selbstverständlich wurde der Nahe Osten nicht ausgespart. Eine Vertreterin der schwullesbischen Antikriegsinitiative "Black Laundry" stellte in einem Redebeitrag und mit einem kleinen Film ihren Kampf gegen die israelische Okkupationspolitik und die damit einhergehende Diskriminierung von Minderheiten vor. Die US-Strategie gegenüber Lateinamerika analysierte der US-Historiker James D. Crockcroft in einem engagierten Referat. Neben Kuba und Venezuela gehörten auch Brasilien und Ecuador zu den potentiellen Angriffszielen der Falken aus Washington. Mehr im regionalen Rahmen blieb eine Arbeitsgruppe, die über den "Rüstungsstandort Bremen" informierte. Am Ende stand die Frage nach einer Handlungsperspektive. "Desertieren - Sabotieren - Eingreifen" lautete der programmatische Titel des Abschlussplenums.

 

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Stand: 07. August 2008