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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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UWS-Papier (2)

Aus Wandelsblatt Nr. 1, Oktober 1984

UWS-Papier: Ja, aber wie? (2)

Dies ist kein Plädoyer für Umweltschutzpapier, sondern eine Forderung an die Druckereien, sich mit ihrem ökologischem Anspruch auseinanderzusetzen.

Die Autoren arbeiten bei ap-druck in Augsburg und verarbeiten dort überwiegend UWS-Papier.

Etliche Vorurteile gegenüber Umweltschutzpapier kommen unserer Erfahrung nach noch aus der Zeit 81/82 als die Firma STÖCKLIN anfing, grafische Papiere in die BRD zu liefern. Da diese Fabrik bis dahin nur Kartonagen herstellte und weder die Erfahrung noch die entsprechende Ausrüstung zur Herstellung qualifizierter grafischer Papiere hatte, die Marktchancen noch unklar waren, bestand keine Bereitschaft, sofort dafür zu investieren. Dies führte zwangsläufig zu dem Teufelskreis, daß wegen unzureichender Qualität des Papiers der Markt auf ideell an Umweltschutz interessierte Kunden und Druckereien beschränkt blieb. Aus diesem Grunde schlossen sich in der BRD mehrere Großabnehmer zusammen, um durch Abnahmegarantie Druck auf die Papierfabrik ausüben zu können. Diese Tatsache führte bei der Firma Stöcklin leider zu der Einsicht, keine grafischen Papiere mehr herzustellen. In etwa die gleiche Entwicklung gab es mit der Schweizer Firmer LAAGER, die danach die Produktion übernahm.

Heute stellt die Papierfabrik LEINEFELDER in der Nähe von Augsburg ein Umweltschutzpapier her, daß den genau definierten ökologischen Kriterien des inzwischen gegründeten VUP-VERBUNDES (Verbund selbstverwalteter Betriebe für Umweltschutzpapier) entspricht. Aber ökologische Kriterien sind keine drucktechnischen Kriterien.

Probleme der Druckereien:

Im Einzelnen: Stauben durch fehlende Oberflächenleimung, schlechte Planlage durch falsche Stapelfeuchte, Fremdkörper und Kleberrückstände im Papier, mangelhafte Ausrüstung in Bezug auf G1ätte, Format, Rollenwicklung, wechselnde Eigenschaften der einzelnen Papierpartien, unterschiedlich dunkler Grauton.

Die meisten dieser Probleme sind zwischenzeitlich behoben und es laufen Bestrebungen das Papier weiter zu verbessern.

Aber zwei Probleme sind geblieben, die diskutiert werden müssen: Zum einen das Stauben. Abhilfe gäbe hier eine Oberflächenleimung oder Streichen des Papiers mit Strichmasse. Eventuell könnte auch eine gezieltere Auswahl des verwendeten Altpapiers helfen. Dies wird z.Z. noch aufgrund des höheren Kostenaufwandes, der fehlenden technischen Ausrüstung der Fabrik und der Inkompetenz des Großhändlers nicht geändert.

Zum Anderen der Grauton: Abhilfe gäbe es hier durch ein Entfärben (Deinking) des Rohstoffes. Dies führt jedoch zu einer absolut überflüssigen Umweltbelastung. Es sollte daher eine produktbezogene Beratung der Kunden vorgezogen werden. Ebenso gibt es sicherlich noch Möglichkeiten, sich technisch auf den Grauton einzustellen, wie z.B. in der Rastertechnik - gerade mit Scannern - und in der Auswahl der Farben. Diese Entwicklung hat noch nicht begonnen, doch es wird höchste Zeit, daß damit angefangen wird.

Unsere Erfahrungen

und Methoden beim Drucken von UWS-Papier: Wir haben bis heute ca. 100t UWS-Papier als Formatpapier, Rollenpapier, Kuverts, in allen möglichen F1ächengewichten verarbeitet. Wir haben auch keine bahnbrechenden Erkenntnisse zum Bedrucken dieses Papiers. Wir stellen uns darauf ein, indem wir die Druckfarben mit Zusätzen (Rupfpaste / Reduxpaste) auf das nötige Maß verdünnen. Dies führt natürlich zu Problemen bei der Trocknung, Punktschärfe, Deckung.

Wir stellen uns auch mit unserer Rastertechnik darauf ein: Wir nehmen keine feineren Raster als 34 Linien/cm, quadratische Punktstruktur (härtere und damit etwas kontrastreichere Übergänge), und gleichen Punktverbreiterung und Zusetzen durch extremes Offenhalten von Tiefen aus. In den Lichtern versuchen wir den Grauwert des Papiers durch Wegfall des Lichterpunktes zu integrieren.

Weitere Möglichkeiten sind: Die Verwendung von hochpigmentierten Farben. Sie gewährleisten auch bei stärkerer Verdünnung noch eine einigermaßen vernünftige Deckung und Farbführung. Verwendung von QR-Gummitüchern mit antistatischer Oberfläche. Reduzierung der Laufgeschwindigkeit und häufiges Gummituchwaschen.

Gerade die letzten beiden »Möglichkeiten« führen dazu, daß die Kalkulationen nicht mehr stimmen. Dies ist uns auch bewußt, doch wir lehnen das Papier daher nicht einfach ab, sondern versuchen durch Zusammenarbeit mit der Papierfabrik die Qualität zu verbessern und uns in die drucktechnischeo Möglichkeiten einzuarbeiten.

Perspektiven:

Ziel muß es unserer Meinung nach sein, möglichst schnell ein Umweltschutzpapier herzustellen, das sowohl in die Maschinen als auch in die Kalkulation paßt. Denn wir meinen, daß ein "Kopromißpapier" mit großer Verbreitung ökologischer ist, als ein »Idealistenpapier« mit geringer Verbreitung.

Vielleicht sollten wir darüber ein Seminar mit qualifizierten Leuten aus der Papierherstellung veranstalten. Wer Interesse hat sollte uns schreiben!

Doch Papier ist nicht alles:

Unser ökologischer Anspruch muß sich genauso auf die Verbrauchsmaterialien beziehen. Es ist notwendig, sich zusammenzuschließen, um Erfahrungen auszutauschen, chemische Analysen machen zu lassen (gemeinsam finanziert), um gemeinsam Druck auf Hersteller n ausüben zu können. (s. auch die Bemühungen von Schwarzwurzeldruck in Heidelberg um ungiftige Walzenwaschmittel und Gummituchreiniger - Druckerinfo 1 und 2. d.S.). Dazu ein abschreckendes Beispiel aus unserer Gegend: Ende August brannte eine Druckerei aus, als ausgeflossenes hochbrennbares Walzenwaschmittel durch ein Folienschweißgerät in Brand geriet - dabei starben zwei Leute!

Helmut und Anne

Unsere Adresse:

ap-druck

Riedingstr. 24, Geb. F 16b, 89 AUGSBURG

Tel: 0821- 41 48 80

  

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 30. September 2011