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Aus dem Inhalt
Jugoslawien-Krieg

Inderinnen statt Inder

Frauensolidarität jetzt

Teig.jpg (64726 Byte)Zurzeit beherrscht die Diskussion um Inder statt oder und Kinder die deutschen Medien und lässt dabei vergessen, dass in Indien, ja in ganz Südasien Hunger und Armut für viele Menschen zum Alltag gehören. Dass die Opfer von Elend und Armut aber hauptsächlich kleine Mädchen im Alter von 1 bis 4 Jahren und junge Frauen im reproduktionsfähigen Alter sind, wurde mir erst durch die Bekanntschaft mit Amrita Rangasami deutlich, die in Neu Delhi das Institut CSAR (Centre for the Administration of Relief) leitet und über die Ursachen von Hunger in Südasien (Indien, Pakistan, Bangladesch und Sri Lanka) forscht.

Ricarda Buch, Berlin - CSAR sammelt statistische Daten zu Krankheiten, Sterblichkeitsraten und Todesursachen und wertet diese getrennt nach Geschlechtern, Alter und Regionen aus. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass in Südasien mittlerweile mehr Männer als Frauen leben und dass dort - zu meinem Entsetzen - das natürliche Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern umgekippt ist: Durchschnittlich werden pro 100 weibliche etwa 105 männliche Babys geboren. Da männliche Babys und Kleinkinder aber krankheitsanfälliger sind, gleicht sich dieser geringe männliche Überschuss aus. Darüber hinaus haben Frauen eine längere Lebenserwartung und in den Industrieländern gibt es mehr Frauen als Männer. In Südasien ist das umgekehrt....

Diese Fakten haben mich so erschüttert, dass ich Auszüge aus der Broschüre übersetzt und mich aus Platzgründen aber lediglich auf Indien bezogen habe. Besonders getroffen hat mich die Tatsache, dass in einigen Regionen Indiens knapp 20% der weiblichen Todesfälle im reproduktionsfähigen Alter von 15 bis 29 Jahren auf Verbrennungen zurückzuführen sind. In Indien zahlt die Familie der Braut ein Brautgeld an die Familie des Bräutigams...., Mädchen und Frauen sind dadurch für ihre in Armut lebenden Eltern eine finanzielle Belastung und werden nicht nur in der Zuteilung von Lebensmitteln, sondern auch von Pflege und Fürsorge vernachlässigt. Besonders zu leiden haben Frauen in Regionen, in denen ohne ihre Mitsprache neue Bewässerungstechniken eingeführt wurden.

Forschungen über Hunger und die Ernährungssituation von Menschen in Entwicklungshilfeländern sind nicht neu. Zu wenig beachtet ist aber die Erkenntnis, dass überall auf der Welt, Frauen für die Ernährungssituation ihrer Familien zuständig sind. Das umfasst nicht nur das Herstellen und Zubereiten von Mahlzeiten, - wir essen ja schließlich kein rohes Getreide oder holen uns die Blätter von der Wiese, sondern Essen und Kochen sind ein tief verwurzelter kultureller Vorgang, der auch Eigentumsverhältnisse, z.B. am Kleinvieh oder die Verfügung über Geld zum Einkauf der Tiefkühlpizza und damit Überlebens- und Wertschätzungsmöglichkeiten von Frauen innerhalb bestimmter Gruppen sichert.

Wird durch die Einführung moderner Agrartechnologien oder fremder Lebensmittel in dieses sensible Umfeld in den ruralen Gesellschaften eingegriffen, kann das zu einer existenziellen Bedrohung für Frauen und Mädchen werden. Denn häufig erlangen sie weder einen Anspruch auf das Eigentum an diesen Techniken noch einen Zugang oder Mitsprache über die Verteilung des Ertrags. Umso wichtiger ist es, dass Frauen sich zusammenschließen, Netzwerke bilden und über die Einführung von neuen Techniken mitbestimmen. Dazu forschen Parto Teherani-Krönner und Rita Schäfer an der Humboldt-Universität und haben für CONTRASTE einen spannenden Beitrag zur Bedeutung von Frauenzusammenschlüssen für die Ernährungssicherheit mit Beispielen von ruralen Frauenkooperativen im Iran und Honduras geschrieben. Wie wichtig es ist, dass Frauen ihre Souveränität und Mitbestimmung bei Fragen der Ernährung und Landwirtschaft erhalten und ausbauen, zeigt auch das Interview hierzu mit Parto Teherani-Krönner in dieser Ausgabe.

Seite 7 bis 9

 

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Stand: 07. August 2008