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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Fairsicherungen

Aus Wandelsblatt Nr. 1, Oktober 1984

VersicherungsVermittlung
- kollektiv, aktiv, informativ

Versicherungen zu verkaufen ist etwas anderes, als eine Reise zu buchen. Von daher hielten wir es für wichtig, ein Kommunikationsmittel zwischen uns als Betrieb und den Menschen, die sich über uns versichert haben, zu finden. Über uns zu informieren, über wichtige Versicherungsinformationen und auch andere Dinge, gehört mit zu unseren Ansprüchen. Diesen Teil versuchen wir, über unsere Rundbriefe zu realisieren.

Liebe Annelore, lieber Walter, liebe Heike, lieber Hans-Peter!

Liebe Frau Weber, liebe Netzwerker/Netzwerkerinnen ! Liebe/r................

Die Resonanz auf unseren ersten Rundbrief im vergangenen Herbst hat uns ermutigt, so weiterzumachen. „So bleiben wir wenigstens über räumliche Distanz noch in Verbindung" oder „Schön zu hören, wie's Euch denn so geht" waren die überwiegenden Reaktionen.

Da wir im Laden leider oftmals nicht mehr die Zeit finden, uns mit Euch noch über dieses oder jenes auszutauschen, sind diese Rundbriefe auch für uns ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden. Wir freuen uns zwar über jeden Besuch, trinken gerne „nur" einen Tee mit Euch, richtig entspannend ist das dann schon, aber unser Arbeitsalltag sieht bereits so aus, daß immer weniger Zeit dafür noch bleibt.

Mittlerweile gibt es uns als selbstverwalteten Betrieb jetzt gute 18 Monate, und wir wollen Euch mal wieder nicht unwissend lassen, „wie's denn läuft". Nach dieser unserer Einschätzung dazu werden wir nämlich sehr oft gefragt. In erster Linie gingen Eure Fragen bisher in folgende Richtung:

Ob wir schon davon leben können.
Ob sich bereits abzeichnet, daß sich Überschüsse an politische und kulturelle Initiativen verteilen lassen, so wie wir uns das vorgenommen haben.
Ob die jetzige Situation unseren Erwartungen und Vorstellungen entspricht.
Wie unsere Arbeitssituation, unser Verhältnis zueinander aussieht.
Welchen Bekanntheitsgrad wir schon haben, wieviele sich bis jetzt über unseren Laden versichert haben und wie wir mit unseren Kunden zufrieden sind.
Was wir eigentlich täglich so machen.

Finanziell sieht es bei uns so aus, daß wir jedem von uns im Durchschnitt in unserem ersten Geschäftsjahr DM 1.260,- (brutto) mtl. auszahlen konnten. Das verfügbare Geld wurde nach dem Bedarf des Einzelnen von uns, nach einem festen Einheitssockel und nach dem anteiligen Arbeitseinsatz verteilt. Das konnten wir u.a. deswegen realisieren, weil wir unsere Bürokosten so gering wie möglich halten und im letzten Jahr die Darlehen für die Geschäftsgründung erst zu einem Viertel zurückgezahlt hatten. Das haben wir aber auch so eingeschätzt und kalkuliert. Zum Teil haben wir noch andere Einkünfte aus anderen Tätigkeiten (z.B. Erwachsenenbildungsseminare). Somit ist unser Existenzminimum abgesichert.

Es sieht also nicht so aus, daß sich alsbald Überschüsse an politische und kulturelle Initiativen und Projekte verteilen lassen. Dazu müßten noch mehr über uns versichert sein. Unsere Kalkulation beruht eben darauf, daß wir preisgünstige Versicherungen vermitteln, entsprechend geringere Provisionen erhalten, aber die Menge es halt doch wieder machen soll.

Trotzdem haben sich unsere Anfangserwartungen übertroffen. Ihr macht jetzt insgesamt über 1.800 derer aus, die sich als einzelne, Projekte, Initiativen oder Betriebe über uns bereits versichert haben.

Zunehmend bekommen wir Anfragen von Initiativen, Projekten und Betrieben aus dem gesamten Bundesgebiet, was auch aus unserer Arbeit mit den einzelnen Netzwerken herrührt. Um diese Projekte zu unterstützen, bieten wir im Rahmen der Netzwerke, Stattwerke und Branchentreffen Seminare zu Versicherungsproblemen an, weil wir meinen, daß selbstverwaltete Betriebe auf allen Ebenen, also auch auf dieser speziellen, unterstützt werden müssen. Darüber hinaus ist es auch für uns interessant, Leute aus anderen Arbeitszusammenhängen kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen - und das ist etwas, was unserer Arbeit einen wichtigen Sinn gibt. Wir sind nämlich für etwas da, worüber sich Projekte auch auseinandersetzen müssen, nämlich für Versicherungen. Dadurch erfahren wir viel voneinander und können dies weitergeben, so u.a. unseren Beitrag zur Vernetzung leisten.

Auch für Bremen und umzu planen wir ein solches Seminar; voraussichtlich wird es im Spätherbst '84 stattfinden. Wann und wo, werden wir den Projekten noch rechtzeitig mitteilen. Für Anregungen und Vorschläge sind wir natürlich dankbar.

Aufgrund Eures großen Zuspruches konnten wir unseren Vorstellungen von unserem Laden (Selbstverwaltung und das Umgehen mit Versicherungen - „wir raten ab, wir raten zu") treu bleiben.

Uns persönlich geht es dabei relativ gut, auch wenn der Laden eine ganze Menge Energie des Einzelnen beansprucht, was auch schon zu Problemen sowohl innerhalb des Ladens als auch innerhalb der Lebensbeziehungen führt. An der gemeinsamen Bewältigung dieser Probleme müssen wir noch weiter arbeiten - Selbstverwaltung ist halt schwierig: Wir sind fünf Individuen mit unterschiedlichen Interessen, Neigungen, Fähigkeiten und Qualifikationen. Wir haben bisher eine Menge Erfahrungen gesammelt und auch wenn es mit der Kritikfähigkeit nicht immer so geklappt hat, so sind wir unserem Ziel, nämlich menschlich, kollegial und solidarisch miteinander umzugehen, einen Schritt näher gekommen. Den Laden zu machen, ist, wie es die TAZ'ler über sich selber schreiben, „ein Lehrstück an Intensität. Selbst die nächtlichen Träume und Wahnvorstellungen bleiben davon nicht verschont."

Weiter sind wir mit der Umsetzung unserer Qualifikationsansprüche gekommen - aber daß jeder gleich alles kann und macht, das ist und bleibt Utopie, die wahrscheinlich sinnvollerweise auch gar nicht versucht werden sollte. Wir haben für jeden Bereich unsere Verantwortlichen, unsere „Spezialisten", die auf dem laufenden sind, sich auskennen, und die dafür Sorge tragen, daß andere in diesen Bereichen eingearbeitet werden bzw. sich einarbeiten und qualifizieren. Der Spezialist versucht, sich ersetzbar zu machen. Für jeden von uns Fünfen ist es ja auch wichtig, kompetente Kollegen zu haben, damit bestimmte Positionen auch in Frage gestellt werden können.

Bisher haben wir unsere Bürobesprechungen immer zusätzlich dienstags nach Büroschluß gemacht, was ziemlich anstrengend und manchmal auch richtig nervig wurde. Bis 23.00 Uhr war keine Seltenheit. Da wir der Meinung sind, daß gemeinsame Besprechungen zu einem Kollektivbetrieb dazugehören und auch Arbeit sind, haben wir seit März diese Besprechungen auf jeweils mittwochs 9-13 Uhr gelegt, d.h. mittwochs vormittags haben wir richtig geschlossen. Wir hoffen, daß Ihr alle dieses akzeptiert. In ganz dringenden Fällen bitte eine Nachricht mit Tel.-Nr. im Briefkasten oder auf unserem dadurch nötig gewordenen Anrufbeantworter hinterlassen. Wir melden uns dann sofort.

Ansonsten wie bisher: Mo.-Fr. 9 bis 18 Uhr durchgehend (außer Mi. vorm.) Mi 13-18 Uhr; samstags 10 bis 13 Uhr.

Für Hamburger: Jeden 1. Mittwoch im Monat, 15 bis 18 Uhr im Netzwerkbüro, Gaußstraße 17 (im Werkhof), 2000 Hamburg 50, Tel. 040 - 395151 (bitte vorher dort anmelden).

So und nun noch in Kürze einige wichtige Versicherungsinformationen:

Die Hausrat-Versicherungsbedingungen ändern sich - so stand es groß in allen Zeitungen. Bis jetzt haben sich aber weder in bezug auf G1asbruch noch auf Fahrraddiebstahl die Bedingungen und Prämien bei den meisten Versicherungsunternehmen geändert.

Glasbruch und Fahrraddiebstähle sind also immer noch in der Regel versicherbar. Zudem gelten für alle bestehenden Verträge die gesamte Laufzeit über die bei Abschluß gültigen Bedingungen. Die Versicherungsgesellschaften dürfen von sich aus ohne Eure Zustimmung nichts ändern.

Die Kfz-Teilkasko-Versicherung gibt es ja seit dem 1.1.84 in zwei Varianten. Eine ohne jegliche Selbstbeteiligung (auch nicht mehr für Glasbruch und Wildschäden) und eine mit einer generellen Selbstbeteiligung von DM 300,-- pro Jahr. Diese letztere ist etwas billiger geworden; als Anreiz für den Kunden, aber mehr noch lohnt es sich für die Vers. Gesellschaften, belastet doch die große Anzahl von sog. Bagatellschäden sie nicht mehr. Was nun tatsächlich das günstigste und beste ist, muß im Einzelfall geprüft werden.

Bei allen Versicherungsarten geht es um Versicherungssummen, Deckungssummen, u.ä. - Bitte schaut in Euren Unterlagen nach, ob der vereinbarte Umfang von damals immer noch ausreicht (z.B. die Hausratvers.-Summe, die Geschäftsinhalts-Summe nach der letzten Inventur und, und, und). Unterversichert sein heißt „sparen" am falschen Platz.

Wer bisher glaubte, wenn er 5 Jahre in die Rentenversicherung (BfA, LVA) eingezahlt hatte, daß er dann auch Anspruch auf Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrente für den Fall hat, daß ihm jetzt etwas zustoßen sollte, sieht sich getäuscht. „Unsere" Regierung hat diese bisher erworbenen Ansprüche für viele von uns einfach gekappt. Wer in den letzten 5 Jahren nicht 3 Jahre davon eingezahlt hat, geht nun leer aus, es sei denn, er zahlt den freiwilligen Mindestbeitrag von z.Zt. mtl. 84.-- DM.

Wen es von Euch trifft und in welcher Form, könnt Ihr mit uns besprechen. Als wesentlich günstigere Alternative haben wir nämlich eine private Berufsunfähigkeits-Renten-Versicherung anzubieten. Ein 30jähriger Mann zahlt z.B. mtl. DM 40,40 für eine Berufsunfähigkeits-Rentenzahlung in Höhe von 1.000 DM mtl. bis ggf. zum 60. Lebensjahr (diese Rente dynamisiert sich im Leistungsfall noch). DM 80,80 - für 2.000 DM Monatsrente usw. Vollen Versicherungsschutz ab Beginn, monatlich wieder kündbar.

Wer die „Buten und Binnen"-Sendung über das Bremer Amtsgerichtsurteil in bezug auf langjährige Versicherungsverträge gesehen hat, weiß ja Bescheid. Für alle anderen an dieser Stelle nur soviel: Karlsruhe wird nun entscheiden müssen, ob 10-Jahresverträge zulässig sind. Wer also noch einen früher woanders abgeschlossenen ungünstigen 10-Jahresvertrag hat und dort raus will, sollte nur noch unter Vorbehalt weiterzahlen.

Wir melden uns in dieser Form bei Euch wieder, wenn eine aktualisierte Neufassung angesagt ist, bzw. wenn etwas ganz wichtiges ansteht. Meldet Ihr Euch aber doch auch mit Euren Anregungen, Kritiken und Vorschlägen.

Versicherungsvermittlung, Iske und Kollegen OHG, Wulwestraße 25, 2800 Bremen, Tel. 72093/94  

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 30. September 2011